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Kleine Beiträge zur Meckenheimer Geschichte 2
Bomben über Meckenheim - Zerstörung und Wiederaufbau
von Ingrid Sönnert M.A., Stadtarchiv Meckenheim
Am 2. und 5. März jährt sich ein Geschehen, das wie kaum ein anderes das Bild der Stadt Meckenheim verändert hat und für die Meckenheimer Tod und Verwüstung brachte. Ein großer Teil von Meckenheims alter Bausubstanz wurde an diesen zwei Tagen im März 1945 zerstört. Während die beiden Angriff am 2. März, die Meckenheim gegen 11.00 Uhr und 12.30 Uhr trafen, besonders den mittleren Teil der Stadt östlich der Hauptstraße und die obere Hauptstraße betrafen, wurde am 5. März gegen 12.45 Uhr fast die ganze Stadt bombardiert.
Ein Bericht des damaligen Meckenheimer Hauptlehrers Wiesel im Meckenheimer Heimatbuch gibt einen Eindruck über die Geschehnisse: „Die schwärzesten Tage für Meckenheim waren der 2. und 5. März 1945. Während unser Ort bisher ausschließlich von Jagdbombern heimgesucht worden war, erfolgten an diesen Tagen Angriffe von Bomberverbänden in Form sogenannter Teppichabwürfe. Daß dabei Bomben schweren Kalibers verwandt wurden, konnte man an den furchtbaren Wirkungen, die alles bisher Dagewesene übertrafen, feststellen. Am 2. März waren die Angriffe gegen 11 und 12.30 Uhr. Der erste galt insbesondere dem mittleren Teil unseres Ortes östlich der Hauptstraße und der zweite der oberen Hauptstraße. Die beiden Angriffe wurden in ihrer verheerenden Wirkung noch übertroffen durch den Teppichabwurf am Montag, dem 5. März, gegen 12.45 Uhr, der fast den ganzen Ort in Mitleidenschaft zog. Der Bevölkerung hatte sich eine derartige Panik bemächtigt, daß die Überlebenden mit dem nötigsten Handgepäck, durch Bombentrichter und über Trümmer kletternd, fluchtartig die Stadt verließen. Manche Straßenzüge waren einfach nicht mehr wiederzufinden.
Die Meckenheimer Hauptstraße mit Blick auf das Cafe Rausch (heute Gaststätte Alt Meckenheim) vor dem März 1945
Das Cafe Rausch nach dem Bombenangriff
Manche Straßenzüge waren einfach nicht mehr wiederzufinden.
Die Zahl der Toten an den beiden genannten Tagen belief sich auf etwa 250, von denen ungefähr 200 der Meckenheimer Bürgerschaft angehörten. Die übrigen waren Soldaten, Schanz- und Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und einige Auswärtige. Viele von ihnen konnten erst nach Wochen und Monaten, einige überhaupt nicht geborgen werden. Brände, die in verschiedenen Teilen der Stadt entstanden waren, konnten nicht gelöscht werden, da es manchmal am notwendigen Wasser mangelte. Und am 5. März gegen 12 Uhr nachts zwang feindliche Artillerie die Feuerwehren, ihre Löschtätigkeit einzustellen.“
Nur 28 Stunden nach dem letzten Bombenangriff standen amerikanische Bodentruppen vor Meckenheim! Oberpfarrer Heinrich Broelsch berichtete in der Pfarrchronik: „ Der Nachbar sah dauernd aus dem Küchenfenster auf die Kirchstraße und nach der Hauptstraße. Plötzlich, es waren ca. 10 Minuten vor 16 Uhr, schrie und winkte er zum Fenster hinaus. Da standen die ersten amerikanischen Soldaten.“
1939 zählte Meckenheim 510 Häuser. 1945 waren davon 30% total zerstört, 40% zu 60-100 Prozent, 20% zu 30-60 Prozent und 10% wiesen einen Zerstörungsgrad von 30 Prozent auf. Nur 25 Häuser waren nicht beschädigt! Zum Vergleich dazu standen in den Ortschaften des Amtes Meckenheim an unbeschädigten Häusern: Adendorf 158, Altendorf 100, Arzdorf 42, Ersdorf 88, Fritzdorf 146, Lüftelberg 56 und Merl 59. Die im Stadtarchiv erhaltenen Schadenslisten lassen das Ausmaß der Verwüstung ahnen. Alle Meckenheimer Straßen waren betroffen. Die stärksten Schäden, nämlich Totalschäden, wiesen die Haupt- und Schwitzerstraße, Scheeben-, Kirch-, Mühlen- und Neustraße sowie die Uhlgasse auf. Aber nicht nur Häuser, auch Straßen und Wege waren zu 90% zerstört worden.
Die Meckenheimer Hauptstraße nach dem 5. März 1945
Nur 25 Häuser waren unbeschädigt.
Die überlebenden Meckenheimer zeigten Aufbauwillen und Überlebenskraft und begannen die enormen Schuttberge abzutransportieren. Seit dem 15. März amtierte Heinrich Wilky als Bürgermeister (bis zum 5. Februar 1946). Er rief die Bewohner der umliegenden Ortschaften zu Hilfe. Die Vorsteher der zum Amt Meckenheim gehörenden Gemeinden wurden gebeten „je 4 Fuhrleute mit je einem Mann nach Meckenheim zu beordern, damit die Schuttmassen abgefahren werden können.“ Der Adendorfer Pfarrer von Kann rief von der Kanzel dazu auf: „Versagt Euch diesem Werk der nachbarlichen Nächstenliebe nicht! [...] Die Klugheit darf auch mitsprechen, die uns sagt, wer weiß, ob wir demnächst nicht auch Nachbarn nötig haben.“ Vor allem Handwerker wurden benötigt, die beschädigten Häuser wieder bewohnbar zu machen.
Die Meckenheimer Hauptstraße nach dem 5. März 1945
Am 13. April 1945 erließ der Landrat eine Anordnung, dass nicht nur alle Schäden gemeldet werden sollen, sondern dass leichte, mittlere und größere Schäden vorrangig zu beheben sind - Totalschäden waren ausgenommen. In Meckenheim beklagte sich Bürgermeister Wilky: „Trotz mehrmaliger öffentlicher Aufforderung ist noch immer ein Teil der hiesigen fliegergeschädigten Grundstücke mit der Enttrümmerung im Rückstande.“ Noch im Mai 1946 beschloss die Meckenheimer Stadtvertretung, „die mit der Enttrümmerung noch rückständigen Grundstücksbesitzer nochmals aufzufordern, ungesäumt die Beseitigung von Schutt und Geröll vorzunehmen“. Diejenigen, die den Aufforderungen der Verwaltung nicht nachkamen, wurden angeschrieben - beispielsweise die Kreissparkasse. Sie zählte zu den „wenigen hiesigen Geschädigten“, die der Trümmerbeseitigung noch nicht nachgekommen war. Dabei, bemerkte der Bürgermeister, „ist es Tatsache, dass die hiesige Bevölkerung mit größrem Fleiß im weitesten Umfange die Aufräumarbeiten bereits durchgeführt hat, dabei auch Fliegergeschädigte in den ärmsten Verhältnissen.“ Zur Beseitigung der Trümmer- und Schuttmassen konnten nach § 68 des Kommunalabgabegesetzes durch die Gemeindevertretung auch Steuerpflichtige zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet werden.
Meckenheims Altstadt im März 1945
Mit großem Fleiß wurden die Aufräumarbeiten durchgeführt
Anscheinend ging die Räumung des Schutts in Meckenheim zügig voran, so dass der Bürgermeister dem Landratsamt im Januar 1946 mitteilen konnte: „Die Beseitigung der Trümmer ist bereits wesentlich fortgeschritten. Zunächst hat die Gemeinde unter Aufbietung aller Kräfte dafür Sorge getragen, dass die öffentlichen Straßen und Plätze frei wurden. [...] Dem Beispiel der Gemeinde sind viele Privatbesitzer gefolgt, so dass nunmehr in emsiger Arbeit von Mann und Frau bereits eine grosse Anzahl von Hausstellen aufgeräumt und Steine, Holz und Eisen verwertet sind. Mit den Schutt- und Geröllmassen wurden die vielen Bombentrichter in und um den Ort Meckenheim gefüllt.“
Im Dezember 1946 erhielt Bürgermeister Josef Kreuser einen Brief aus Düren. „ ... der Wiederaufbau in Ihrer Stadt [ist] tadellos organisiert und in Angriff genommen worden. Düren ist, wie Sie viell. wissen, mehr als 85% zerstört. Bisher ist hier gar nichts geschehen [...] Es wäre für uns von großem Nutzen, wenn wir uns [...] von den in Meckenheim gemachten Fortschritten überzeugen und uns bei Ihnen [...] Rat und Anweisung holen könnten.“
Wiederaufbau, der Schutt wird geräumt
Insgesamt betrug die Trümmermenge bei Kriegsende 27.000 cbm. Bis zum März 1947 waren davon 6.200 cbm geräumt Von April bis Ende 1947 wurden weitere 4.100 cbm entfernt. Die Verwaltung plante in der Zeit bis zum 31. März 1948 die nächsten 5.000 cbm beseitigen zu lassen. 1950 wurde die Menge der noch zu räumenden Trümmer mit 5090 cbm angegeben. Die Wasserversorgung war im Herbst 1945 für ⅔ der Stadt wiederhergestellt. Im September 1945 konnten die Meckenheimer Haushalte auch wieder mit Strom versorgt werden.
Die Meckenheimer Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Bonner Straße Anfang der 1950er Jahre
Die Unterlagen des Stadtarchivs geben keine Auskunft über die privaten Aufwendungen der Meckenheimer zum Wiederaufbau. Die Stadt Meckenheim hatte im Haushaltsplan 1948 23.500 Reichsmark für die Schule, das Wasserwerk mit Rohrnetz und die Trümmerbeseitigung an Straßen, Wegen und Plätzen veranschlagt. Allerdings waren bis Ende 1948 60.900 DM erforderlich. Die für 1949 und später erforderliche Summe wurde mit 355.000 DM angegeben! Bis zur Währungsreform im Juni 1948 waren immerhin 50% der Privathäuser wiederaufgebaut. 4,3 Kilometer neue Straßen entstanden im Laufe der Jahre sowie 7,5 Kilometer neue Kanalisation.
Zwar war der deprimierend wirkende Anblick der Trümmermassen relativ bald verschwunden, an den vielen Baulücken werden jedoch viele Meckenheimer mit Wehmut festgestellt haben, dass leider manches Schmuckstück aus dem alten Stadtbild völlig verschwunden war.
Abbildungsverzeichnis:
Bild 1
Stadtarchiv Meckenheim, Fotosammlung
Bild 2-6
Foto Leo Schevardo.
Bild 7
Stadtarchiv Meckenheim, Fotosammlung
Impressum
Ingrid Sönnert, Bomben über Meckenheim - Zerstörung und Wiederaufbau
(Kleine Beiträge zur Meckenheimer Geschichte 2)
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Bahnhofstraße 22
53340 Meckenheim