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Feierstunde zum Tag der Deutschen Einheit
Bürgermeister Jung erinnert an die Wiedervereinigung und mahnt zu mehr Demokratiebewusstsein / Nationalhymne am Denkmal vor dem Rathaus
Mit einem Festakt im Ratssaal und der gemeinsam gesungen Nationalhymne vor dem Denkmal für die Deutschen Einheit hat die Stadt Meckenheim die Wiedervereinigung vor 34 Jahren gefeiert. Vor zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, darunter die Ehrenbürgerin Erika Meyer zu Drewer und Altbürgermeister Bert Spilles, würdigte Bürgermeister Holger Jung die historische Leistung der DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürger. Voller Dankbarkeit und Freude erinnerte er an die friedliche Revolution von 1989 und die Wiederherstellung der Einheit der Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990. In seiner Festrede schlug Jung einen Bogen von den damaligen Ereignissen hin zur aktuellen politischen Entwicklung und mahnte eindringlich zu mehr Demokratiebewusstsein. Annika Narjes, Anna Mierzowski und Alessio Neumann, Schülerinnen und Schüler der EF und Q2 des Konrad-Adenauer-Gymnasiums, bereicherten den Festakt mit ihren treffenden Beiträgen. Das Saxophon-Trio des Bonner Saxophon-Ensembles begleitete musikalisch.
„Wir haben dem historischen Ereignis seinerzeit im geografischen Herzen unserer Stadt ein Denkmal gesetzt“, nahm der Bürgermeister Bezug auf die Stele zur Deutschen Einheit, die über knapp drei Jahrzehnte am Le-Mée-Platz eher ein Schattendasein geführt hatte. Erst kürzlich war sie auf politische Initiative und mit finanzieller Beteiligung der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Meckenheim an einen prominenteren Ort direkt vor das Rathaus versetzt worden. „Ein Platz, der von den Bürgerinnen und Bürgern und Gästen unserer Stadt bereits in den ersten Wochen deutlich stärker wahrgenommen und der der Tragweite des Ereignisses wieder gerechter wird“, sagte Jung und danke für diese Initiative und die breite politische Unterstützung allen Beteiligten.
Mit dem Beginn der Nationalhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit“ stieg der Bürgermeister in seine Festrede ein. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben habe damit die Sehnsucht nach der Vereinigung der deutschen Länder ausdrücken wollen. „Genau diese Sehnsucht, wenn auch nach einem vereinten Deutschland in kleinerem Umfang, wurde im Grundgesetz der jungen Bundesrepublik festgeschrieben“, erklärte Jung und verwies auf dessen 75-jähriges Bestehen. „Das Grundgesetz bildet das Fundament unseres Staates, unserer Demokratie“, bekräftigte er.
Wahre Demokratie haben die couragierten DDR-Bürgerinnen und DDR-Bürger vor mehr als 34 Jahre gelebt. Sie gingen auf die Straße und traten für Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung ein. „Die Menschen wollten die Veränderung für ihr Land, für ihre Art zu leben, von innen heraus, auf friedlichem Weg. Letztendlich ist das die Definition, die Blaupause wahrer Demokratie – die Macht geht und ging damals tatsächlich und nicht nur bildlich vom Volke aus. Diese Kraft und diese Vorzüge der aus meiner Sicht herausragenden Staatsform sollten nicht nur in der Erinnerung an die Wendezeit in unseren Köpfen sein; denn das Thema ist tagesaktuell“; mahnte Jung. „34 Jahre nach der Herstellung der Einheit Deutschlands sind wir als Gesellschaft erneut gefordert – jede Einzelne und jeder Einzelne von uns, und wahrscheinlich mehr denn je. Denn unsere Grundwerte, die wir vielleicht viel zu lange als selbstverständliches Gut angesehen haben, sind in Gefahr.“
Immer mehr Menschen driften mit ihren politischen Einstellungen in die Extreme nach links und rechts ab. Und das nicht nur hinter vorgehaltener Hand, sondern öffentlich – auch an der Wahlurne. Der Bürgermeister nannte die jüngsten Wahlergebnisse in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. „Sie führen uns deutlich und unmissverständlich vor Augen, wohin sich die Gesellschaft aktuell entwickelt.“ Jung sprach von einer „politischen und gesellschaftlichen Erschütterung, die unser Land erfasst hat. Denn erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg konnte mit der AfD in Thüringen eine von den Verfassungsschützern – den Hütern unserer demokratischen Grundordnung – als rechtsextremistisch eingestufte Partei stärkste Kraft werden.“
Mit deutlichen Worten wandte sich Jung an die Gäste des Festaktes: „Wir sind als Gesellschaft dazu verpflichtet, dieser vermeintlichen Normalität entschieden und gemeinsam entgegenzutreten. Dafür ist es notwendig, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich als Demokratin und Demokrat zu erkennen zu geben.“ Niemand werde mit einer demokratischen Haltung und Überzeugung geboren. Demokratisches Handeln müsse man lernen, demokratische Werte gelte es zu verinnerlichen. „Anders ausgedrückt: Demokratie gilt es vorzuleben und weiterzugeben an unsere Mitmenschen und an die nächsten Generationen. Neben den Elternhäusern kommt dabei den Schulen eine immer wichtigere Rolle zu“, sagte Jung und lobte die politische Bildung an den weiterführenden Schulen in Meckenheim.
„Mir war und ist es wichtig darzustellen, was auf dem Spiel steht. Denn wenn wir nicht aufpassen, steht bald die nächste Wende für unser Land an“, warnte der Bürgermeister. Er wolle aber nicht schwarzmalen. „Stattdessen haben wir es selbst in der Hand, die Einheit Deutschlands auch weiterhin als Sieg der Demokratie zu betrachten und sie zu stärken.“ Dafür gelte es die Sorgen der Menschen nicht nur im Osten ernst zu nehmen. Mehr als eine Generation liegt zwischen dem Fall der Mauer und heute. „Das bedeutet auch, dass die Generation, die jetzt den Wert der Einheit an die Kinder weitergeben muss, die Teilung Deutschlands nicht mehr selbst erlebt hat. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung wachzuhalten an unseren Nationalfeiertag, aber auch im alltäglichen Leben.“ Jung appellierte: „Lassen Sie uns gemeinsam demokratische Überzeugungsarbeit leisten, damit wir auf dieser Grundlage noch viele Jahre voller Freude den Geburtstag der Deutschen Einheit feiern und weiter in Einigkeit und Recht und Freiheit in unserem Land leben können.“
Annika Narjes, Anna Mierzowski und Alessio Neumann knüpften mit ihren Beiträgen an die Worte des Bürgermeisters nahtlos an. Mit ihrem eindringlichen Gedicht fordert sie unter anderem dazu auf: „Nächstes Jahr sind Wahlen. Lasst uns was tun, dass zeigen uns die Zahlen.“ Auch der folgende Wortbeitrag, der aus der Wendezeit in das Hier und Jetzt führte, ging unter die Haut. „Als junge Generation müssen wir dafür sorgen, dass die Gegenwart nicht von der Vergangenheit eingeholt wird“, lauteten ihre aufrüttelnden Schlussworte. Die Festgesellschaft bedachte diesen großartigen Vortrag mit Applaus, um abschließend vor dem Rathaus am Denkmal für die Deutsche Einheit gemeinschaftlich die Nationalhymne anzustimmen.
Hier geht es zur Festrede von Bürgermeister Holger Jung.
Hier geht es zu dem Gedicht der Gymnasiastin Anna Mierzowski.
Hier geht es zum Beitrag der Gymnasiasten Alessio Neumann und Annika Narjes.