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Kleine Beiträge zur Meckenheimer Geschichte 4
350 Jahre Warten auf die Bürgermeisterkette - Amtsinsignien der Stadt Meckenheim
„Was für den König die Krone ist und für den Bischof der Stab, das ist für einen Bürgermeister die Amtskette. Sie strahlt gefällige Würde aus, und sie glitzert nach Tradition.“[1]
Für ihre Träger sind sie Ehre, Ansporn und Bürde zugleich - die Amtsketten der Bürgermeister. Getragen werden die Amtsketten zu besonders feierlichen Anlässen, wie zum Beispiel der Vereidigung eines neugewählten Stadtrates. Amtsketten gehören zu den Zeichen der Würde eines Amtes oder der Macht wie Bischofsstab, Bischofsring, Zepter, Krone, Marschallstab oder der „Fischerring“ des Papstes. Es gehört jedoch keineswegs selbstverständlich zu den alten Traditionen einer Stadt, eine Amtskette für den Bürgermeister zu besitzen, obwohl es bereits im Mittelalter Insignien der städtischen oder dörflichen Amtsträger gab.
Das älteste Amtszeichen ist sicherlich das Siegel. Das älteste bekannte Meckenheimer Siegel ist ein Schöffensiegel aus dem Jahr 1334, es befindet sich im Landesarchiv NRW in Duisburg. Das Siegel ist spitzoval und 4 cm groß, seine Umschrift lautet „S SCABINORVM IN MECKENHEIM“. Das Siegel zeigt eine aufrecht stehende, schwer deutbare Figur, die in der rechten Hand einen schildähnlichen Gegenstand vor die Brust hält. Da oft der Kirchenpatron auf dem Siegel abgebildet wurde, könnte es sich um Johannes den Täufer handeln. Nach einem Meckenheimer Weistum von 1421 - einer 15 Artikel umfassenden Rechtsordnung - wurde die Aufsicht über Maß und Gewicht, Backen und Brauen sowie Feld und Wald den Schöffen und der Gemeinde überlassen. 1421 gab es 14 Schöffen, je 7 der beiden Ortsherren, des Mariengradenstiftes und des Cassiusstiftes. Die Schöffen verwandten das Siegel u.a. zur Besiegelung von Verkaufsurkunden.
Als der Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern Meckenheim am 28. Juli 1636 die Stadtrechte verlieh, war die Schaffung eines Stadtsiegels mit der Umschrift "SIGILLUM OPPIDI MECKENHEIMENSIS" sichtbarer Ausdruck des neuen Status. Das Siegel zeigt zwei wichtige Elemente des etwa zur gleichen Zeit entstandenen Meckenheimer Wappens: den Reichsapfel und das kurkölnische Kreuz.
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as Meckenheimer Stadtwappen besteht aus einem silbernen Schild, der durch das aus dem Wappen der Kölner Erzbischöfe entnommene schwarze Balkenkreuz in vier Felder aufgeteilt wird. Das Kreuz sowie die Farben Silber und Schwarz weisen auf den Erzbischof als Landesherren hin, wohingegen die Deutung des blauen Reichsapfels mit goldenem Kreuz schwieriger ist. Der Reichsapfel könnte einerseits auf das Erbtruchsessenamt des Hauses Wittelsbach deuten, aus welchem Erzbischof Ferdinand stammte, andererseits könnte es Ausdruck der Verbindung Meckenheims zur bedeutenden rheinischen Adelsfamilie der Ezzonen sein. Die aus dieser Familie stammende polnische Königin Richeza schenkte dem von der Familie gestifteten Benediktinerkloster Brauweiler Land in Meckenheim. Ihr Vater war der lothringische Pfalzgraf Ezzo, dessen Vorfahren dem karolingischen Reichsadel entstammten. Durch ihre Mutter Mathilde, einer Tochter von Kaiser Otto II. und der aus Byzanz stammenden Kaiserin Theophanu, war Richeza mit dem zu ihrer Zeit regierenden sächsischen Herrscherhaus der Ottonen verwandt. Auch heute erhalten wichtige Dokumente das Siegel der Stadt.
Die Grundlagen für das Tragen einer Amtskette der Bürgermeister wurden im 19. Jahrhundert auf dem Verordnungsweg geschaffen. Der Reichsfreiherr von und zum Stein verfasste 1808 die "Ordnung für sämtliche Städte der preußischen Monarchie". Darin verfügte er, dass neben dem Bürgermeister sogar Magistratsmitglieder und Stadtverordnete „in größeren Städten bei Ausübung ihres Amtes goldene Medaillen an goldenen Ketten" zu tragen haben. Friedrich Wilhelm IV. erließ 1840 Richtlinien zur Ausgestaltung der Ketten und Medaillen. Weitere zu Aussehen und Verleihung folgten 1847 und 1851. Als eine der ersten Städte erhielt Düsseldorf 1858 eine Bürgermeisterkette, Bonn erst 1895.
Die Bürgermeister Meckenheims mussten sich lange gedulden. Erst 1985 entschloss man sich, ein repräsentatives Amts-Signum zu entwerfen und zu schaffen. Die CDU-Fraktion im Stadtrat stellte im August 1985 den Antrag, „aus Anlass der Feier „350 Jahre Stadtrechte für Meckenheim wird dem Bürgermeister eine Amtskette verliehen.“ Diesem Antrag stimmte der Stadtrat in einer Ratssitzung am 28. August mit 25 Ja-Stimmen und 4 Nein-Stimmen zu. Wie die Verwaltung bei Nachfragen in den Nachbarkommunen erfuhr, waren in lediglich 4 Städten (Sankt Augustin, Bad Honnef, Königswinter und Bad Münstereifel) Amtsketten vorhanden, die zwischen 8.000 und 10.000 Mark gekostet hatten. Bei einer Besprechung zwischen den Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister Dr. Hans Georg Preuschoff wurde entschieden, das Ratsmitglied Adolf Schmitt zu beauftragen, Entwürfe für eine Kette in Idar-Oberstein einzuholen. Die Kette sollte repräsentativ, in Handarbeit gefertigt und zu „einem erschwinglichen Preis zu erhalten sein“.[2]
Dr. Preuschoff schlug vor, auch Angebote von Meckenheimer Goldschmiedmeistern einzuholen, was auch geschah. An den Entwurf wurden u.a. die Anforderungen gestellt: Die Kette sollte in Silber ausgeführt werden und eine Gesamtlänge von ca. 110 cm haben sowie 5 Kettenschilde in Wappenform mit einer Auflage in Gold, 12 rundumlaufende Zwischenglieder mit Achatsteinen aus dem oberen Nahegebiet und einem Kettenanhänger mit einer aus Alt-Silber eingefassten Achat-Platte, auf der das Stadtwappen aus Alt-Silber mit Goldauflage zu sehen sein sollte, enthalten. Das Wappen würde damit, zentral integriert in die Gesamtkonzeption, den Mittelpunkt bilden. In die Goldauflage der Kettenschilde sollten ausgewählte Motive aus den Ortsteilen und deren Namen eingraviert sein. Mit der Fertigung der Kette wurde schließlich Goldschmied Allekotte aus Idar-Oberstein beauftragt, da die Meckenheimer Goldschmiede bemängelten, dass sich ihre Entwürfe zu stark an der Skizze des Kollegen aus Idar-Oberstein ausrichten sollten.
Der Hauptausschuss des Rates beschloss in seiner Sitzung vom 12. März 1896, dass die Kette 5 Wappenschilde enthalten soll mit den Motiven: Meckenheim: Stadtwappen, Altendorf: Burg Altendorf, Ersdorf, Schulstraße mit Kirche, Lüftelberg: Burg Lüftelberg, Merl: Merler Dom. Die Entwürfe der Ortssymbole zeichnete Bert Spilles – nicht ahnend, dass er am 2. März 2008 zum Meckenheimer Bürgermeister gewählt würde und nach Dr. Hans Georg Preuschoff und Dr. Yvonne Kempen der dritte Träger der Kette sein würde. Die Zahl der Zwischenglieder wurde auf 11 reduziert. Bis Juli 1986, vor den Feierlichkeiten zum 350jährigen Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte, sollte die Kette fertig sein. Sie kostete 15.000 Mark.
Als Meckenheims Stadt-Geburtstag am 7. September 1986 mit einem Pontifikalamt in der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer, das vom damaligen Kölner Erzbischof Josef Kardinal Höffner gefeiert wurde, begann, trug Bürgermeister Dr. Preuschoff die neue Amtskette zum ersten Mal. Der General-Anzeiger berichtete: „Bürgermeister Dr. Hans Georg Preuschoff präsentierte sich erstmals mit der neuen Bürgermeisterkette. Dieser Schmuck, Dr. Preuschoff sieht darin mehr die Verpflichtung und Aufgabenstellung, wie er ausführte, wurde übereinstimmend als sehr gelungen und kleidsam bewertet. Wie Dr. Preuschoff betonte, sei die Kette ein Symbol für die jüngste Meckenheimer Stadtgeschichte. Die Ortsteile und die Kernstadt seien nach mehr als 15 Jahren zu einem Ganzen zusammengewachsen. Die Kette umschließe diese Entwicklung nach der kommunalen Neuordnung 1969.“[3]
Bürgermeisterketten gehören zu den Zeichen der Würde und der Macht eines Amtes, sie sind sichtbares Zeichen für die souveräne Amtsgewalt des von den Bürgerinnen und Bürgern gewählten Trägers und seiner verantwortungsvollen Verbundenheit mit der Stadt. Getragen ausschließlich zu besonderen offiziellen Anlässen und repräsentativen Zwecken, sind sie auch ein Sinnbild der Stadt Meckenheim.
Bild 1: Meckenheims Bürgermeisterkette (StA Meckenheim)
Bild 2: Kopie des Schöffensiegels von 1480 (StA Meckenheim)
Bild 3: Kopie des Stadtsiegels von 1636 (StA Meckenheim)
Bild 4: Das Meckenheimer Wappen (StA Meckenheim)
Bild 5: Entwurf der Kettenglieder von Bert Spilles (StA Meckenheim)
Bild 6: Foto aus dem General-Anzeiger v. 8.9.1986 von Ernst Moszien
© Stadt Meckenheim 2017
Stadtarchiv, Siebengebirgsring 4, 53340 Meckenheim
Text Ingrid Sönnert M.A.
[1] Horst Richter, Stadtgeschichte in Gold und Stahl - Amtsketten der Rheinischen Oberbürgermeister, Neues Rheinland 32/1963, S. 14-19.
[2] Stadtarchiv Meckenheim, Akte Amtskette
[3] General-Anzeiger, 8. September 1986