Abschiedsbrief von Bürgermeister Holger Jung an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Meckenheim
Liebe Meckenheimerinnen und Meckenheimer,
nach fast dreizehn Jahren im Verwaltungsvorstand der Stadt Meckenheim und nach fünf Jahren an der Spitze unserer Stadt neigt sich meine Amtszeit als Bürgermeister dem Ende zu.
Es ist für mich ein bewegender Moment, auf diese Zeit zurückzublicken – eine Zeit voller Herausforderungen, gemeinsamer Erfolge und persönlicher Begegnungen, die mich geprägt haben.
Als ich 2013 nach Meckenheim kam, war das Bild unserer Stadt nach außen noch ein anderes. Viele hielten Meckenheim damals immer noch für eine überalterte Schlafstadt im Schatten der Bundesstadt Bonn. Doch ich kannte Meckenheim schon seit meiner Jugend – aus dem Vereinssport, aus Freundschaften, aus vielen persönlichen Eindrücken. Ich wusste, welches Potenzial in dieser Stadt steckt: eine starke Gemeinschaft, eine attraktive Lage und Menschen, die sich mit Herz und Verstand einbringen.
Diese Überzeugung war meine Motivation, mich damals auf die Stelle des Ersten Beigeordneten zu bewerben. Gemeinsam mit meinem Vorgänger im Amt Bert Spilles verband mich von Beginn an die Vision, Meckenheim aktiv zu gestalten – den demografischen Wandel als Chance zu begreifen und unsere Stadt nach vorne zu bringen. Heute, viele Jahre später, dürfen wir durchaus mit etwas Stolz sagen: Das ist gelungen, auch wenn natürlich noch viel Arbeit bleibt – denn eine Stadt und ihre Entwicklung wird niemals fertig!
Meckenheim ist jünger, lebendiger und moderner geworden. Wir verzeichnen den größten Kinderzuwachs im Rhein-Sieg-Kreis. Immer mehr Familien ziehen bewusst hierher, weil sie wissen, dass sie in Meckenheim ein gutes Zuhause finden – mit einem starken Betreuungsangebot, einer modernen Bildungslandschaft und einer Stadt, die „Gerne im Grünen leben und arbeiten“ nicht nur als Leitbild, sondern als gelebte Realität versteht.
Ein zentrales Anliegen meiner Arbeit war immer die Bildung – von der frühkindlichen Förderung bis hin zur beruflichen Perspektive. Wir haben Kindertageseinrichtungen gebaut, Schulen und Turnhallen saniert und investieren derzeit mit dem neuen Schulcampus in der Mitte unserer Stadt in die größte Bildungsmaßnahme der Meckenheimer Geschichte.
Ich bin überzeugt: Diese Investitionen zahlen sich aus – nicht nur für die jungen Menschen selbst, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Meckenheim. Bildung ist die Grundlage für Chancen, und ich habe mich stets als „Chancengeber“ verstanden. Deshalb freut es mich besonders, dass auch unsere Geschwister-Scholl-Hauptschule einen Neubau erhält und mit der „Meckenheimer Garantie für Ausbildung“ (MeGA) jungen Menschen echte Zukunftsperspektiven eröffnet werden.
Ebenso am Herzen lag mir die Unterstützung des Ehrenamts. Eine meiner ersten Amtshandlungen als Bürgermeister war die Einführung der Ehrenamtskarte NRW in Meckenheim – als sichtbares Zeichen der Wertschätzung für all jene, die sich in Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Vereinen, Kirchen oder einfach im nachbarschaftlichen Miteinander engagieren. Ohne dieses Engagement würde keine Stadtgesellschaft funktionieren. Mein Dank gilt daher allen, die sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen – Tag für Tag, oft still und ohne großes Aufheben.
Wenn ich auf die vergangenen Jahre zurückblicke, sind es vor allem die Momente der Solidarität, die mir in Erinnerung bleiben. Die große Hilfsbereitschaft während der Flüchtlingswelle 2015, der disziplinierte Umgang miteinander in der Corona-Pandemie, die überwältigende Unterstützung nach der Flutkatastrophe 2021 – all das hat gezeigt, wie stark unser Zusammenhalt in Meckenheim ist. Diese Solidarität kann man nicht anordnen, sie entsteht aus einem lebendigen Gemeinsinn. Dafür bin ich zutiefst dankbar.
Auch der Austausch mit Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, war für mich stets bereichernd. Ob in Bürgersprechstunden, bei den „Bürgermeister vor Ort“-Terminen, bei Vereinsfesten oder einfach beim Bäcker an der Kasse – die Gespräche, Anregungen und manchmal auch die Kritik waren mir immer wichtig. Sie haben dazu beigetragen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die Stadtpolitik an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten.
In meiner Amtszeit habe ich versucht, Haltung, Geradlinigkeit und demokratische Überzeugung vorzuleben. Politik bedeutet für mich: den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, zuzuhören, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen – auch dann, wenn sie nicht jedem gefallen.
Die Aufgaben und Herausforderungen der Gestaltung der Kommune ist nicht immer einfach zu vermitteln. Im Rat und den Ausschüssen und in den Fraktionen müssen zu den vielschichtigen Themen der Kommune Argumente abgewogen und Entscheidungen getroffen werden, die von der Verwaltung vorbereitet und rechtlich auf Umsetzbarkeit geprüft werden müssen.
Im Rat der Stadt Meckenheim haben wir in den letzten fünf Jahren knapp 350 Beschlüsse gefasst, davon 300 einstimmig über alle Fraktionen hinweg. Das zeigt, dass wir bei aller Unterschiedlichkeit der Parteien und Wählervereinigungen das Allgemeinwohl der Stadt im Blick hatten, denn auf kommunaler Ebene ist wenig Raum für parteipolitisches Geplänkel oder Ideologien.
Auch und gerade deswegen bedanke ich mich an dieser Stelle bei den ehrenamtlichen Ratsmitgliedern und sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern, bei meiner stellvertretenden Bürgermeisterin und meinem stellvertretenden Bürgermeister sowie den Ortsvorstehern dafür, dass Sie ihre Freizeit für unsere „Demokratie vor Ort“ in der ablaufenden Wahlzeit eingesetzt haben.
Mein besonderer Dank geht an die Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung Meckenheim, ob in der Kernverwaltung, in den Kindertageseinrichtungen, in den Schulen, im Hallenfreizeitbad, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, im Baubetriebshof, bei der Feuerwehr oder bei den Stadtwerken. Ohne eine funktionierende Verwaltung mit motivierten Menschen an den richtigen Stellen kann ein Bürgermeister sein Amt nicht erfolgreich ausüben. Auf dieses Pfund konnte ich über all die Jahre bauen und das hat sich nicht nur während des erfolgreichen Krisenmanagements gezeigt.
Lieber Meckenheimerinnen und Meckenheimer,
ich bedanke mich natürlich auch bei Ihnen für die erfüllende Zeit und wünsche Ihnen und Ihren Familien für die Zukunft alles erdenklich Gute. Mein Wunsch an Sie alle: Bleiben Sie aktiv, gestalten Sie Ihre Stadt mit, zeigen Sie Flagge sowie auch in schwierigeren Zeiten eine optimistische Grundhaltung und kämpfen Sie aktiv für unsere demokratischen Werte, denn sie sind es absolut wert und das Fundament unserer freien Gesellschaft.
Wenn ich nun den Staffelstab an meinen Nachfolger Sven Schnieber übergebe, wünsche ich ihm von Herzen Erfolg, Tatkraft und Freude an dieser besonderen Aufgabe. Er wird seinen eigenen Weg finden – und das ist gut so!
Für Meckenheim wünsche ich mir, dass Rat und Verwaltung auch in Zukunft konstruktiv, sachlich und über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten. Unsere Stadt hat gezeigt, was möglich ist, wenn man gemeinsam Verantwortung übernimmt und das Wohl aller im Blick behält. Und ich wünsche mir, dass das großartige ehrenamtliche Engagement, das Meckenheim so lebens- und liebenswert macht, weiterwächst und gedeiht.
Ich verlasse mein Amt mit Dankbarkeit, Demut und auch ein wenig Stolz – auf eine Stadt, die sich gemeinsam erneuert hat. Auf Menschen, die zupacken, die mitdenken, die helfen. Auf eine Gemeinschaft, die zeigt, was Zusammenhalt bedeutet.
Meckenheim ist und bleibt eine Stadt mit Zukunft – und ich bin dankbar, ein Stück dieser Zukunft mitgestaltet zu haben.
Es war mir eine Freude, eine Ehre und eine Herzensangelegenheit.
Wir sehen uns ganz sicher bei der einen oder anderen Gelegenheit in der Stadt wieder.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Holger Jung
Bürgermeister der Stadt Meckenheim