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Rheinischer Kunstpreis 2016 für Masoud Sadedin
Preisübergabe und Ausstellungseröffnung im Pumpwerk
Rhein-Sieg-Kreis, 8. Februar 2017 (ar) – Der in Troisdorf lebende und arbeitende Künstler Masoud Sadedin ist mit dem Rheinischen Kunstpreis 2016 ausgezeichnet worden. Im Siegburger Pumpwerk, dem Ausstellungshaus des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, zeigt er jetzt eine Kostprobe seiner Arbeiten. Im Rahmen der Vernissage, die Landrat Sebastian Schuster gemeinsam mit der Juryvorsitzenden Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Landesmuseums Bonn, eröffnete, fand gleichzeitig auch die offizielle Preisverleihung statt.
„Ihre Werke sind nicht nur in den Ausstellungshallen und Museen zu finden. Für Sie ist der Schritt aus den geschützten Ausstellungshallen hinaus, aus dem sprichwörtlichen Elfenbeinturm, der sinnbildhaft für Ihr Schaffen steht, raus in die Öffentlichkeit, selbstverständlich“, würdigte Landrat Sebastian Schuster den neuen Kunstpreisträger und verwies auf dessen Engagement in der regionalen Kunstszene und für die kulturelle Bildung. Dafür stünden exemplarisch die von ihm mitgestalteten Säulen in Troisdorf am Kreisel Richtung ICE-Trasse. Sadedin trage dazu bei, das öffentliche Bewusstsein für die Künstlerinnen und Künstler in Troisdorf und auch im Rhein-Sieg-Kreis zu fördern, sagte Schuster, und ergänzte, als er Masoud Sadedin die Urkunde überreichte, die ihn als aktuellen Kunstpreisträger ausweist: „Ich wünsche Ihnen sehr, dass der Rheinische Kunstpreis gewissermaßen wie ein Gütesiegel Ihren weiteren künstlerischen Erfolgsweg begleitet.“
„Künstlerinnen und Künstler von Weltruf sind im Rheinland zuhause. Ausstellungen und Kunstmessen im Rheinland werden auf der ganzen Welt wahrgenommen. Wir haben ein dichtes und qualitativ hochwertiges Angebot an Museen, Galerien, Akademien. Wir im Rhein-Sieg-Kreis und in der Region haben daran unseren Anteil. Wir tragen zu dieser Dichte und Qualität nach Kräften bei. Dass ein Künstler aus dem Rhein-Sieg-Kreis sich in dieser großen Konkurrenz behaupten konnte und zum Träger des Rheinischen Kunstpreises gekürt worden ist, unterstreicht dies nachdrücklich“, stellte Landrat Sebastian Schuster nicht ohne Stolz fest.
„Die Themen Masoud Sadedins sind der Mensch und die Spuren, die er hinterlässt. Es sind Episoden aus seiner eigenen Lebensgeschichte, die ihn beeinflussen.“ Die Jury-Vorsitzende, Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Landesmuseums Bonn, machte diese Aussage aus der Begründung der Jury anschaulich, als sie in ihrer anschließenden Laudation in das Werk des neuen Kunstpreisträgers einführte, seinen persönlichen und künstlerischen Werdegang schilderte und das Besondere seiner Arbeiten beschrieb. Seine auf den ersten Blick realistische Malerei sei mit Elementen der Verfremdung und der Abstraktion verbunden, die zu einem intensiven Prozess des Betrachtens und des Nachdenkens anregen, der weit über das vordergründige Motiv hinausführt.
Der Rheinische Kunstpreis wird alle zwei Jahre vom Rhein-Sieg-Kreis vergeben. Er versteht sich als eine „Auszeichnung für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der bildenden Kunst“. Der neue Preisträger wurde bereits im vergangenen Dezember von einer Jury aus Kunstsachverständigen und Vertretern des Rhein-Sieg-Kreises ausgewählt. Seine Arbeiten sind noch bis zum 3. März 2017 im Pumpwerk zu sehen.
Partner des Rhein-Sieg-Kreises beim mit 20.000 Euro dotierten Rheinischen Kunstpreis ist der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bzw. dessen Landesmuseum in Bonn. Dort erhält der Preisträger im kommenden Frühjahr eine große Einzelausstellung mit Katalog. Der Rheinische Kunstpreis wurde 2016 zum achten Mal vergeben.
Nähere Informationen sind der Webseite www.rhein-sieg-kreis.de/kunstpreis und unter http://www.kunsthaus-troisdorf.de/kunsthaus/kunstlermusiker/masoud-sadedin/ zu entnehmen.
Die Begründung der Jury:
„Der achte Rheinische Kunstpreis des Rhein-Sieg-Kreises geht an einen unbekannten Bekannten. Masoud Sadedin lebt und arbeitet im Rhein-Sieg-Kreis. Er wurde 1956 in Semnan im Iran geboren. Dort absolvierte er die Ausbildung zur Bildenden Kunst in Teheran mit Abschluss 1980. 1986 emigrierte er nach Deutschland.
Neben den Zeichnungen, die ihn lebenslang begleiteten, sind es seine Ölgemälde, die die Jury überzeugten und die sie gleichsam neu entdecken konnten, denn Sadedin war bislang eher zurückhaltend mit Präsentationen zu seinem Werk.
Dabei sind seine Gemälde mehr als sehenswert. Sadedins Themen sind der Mensch und sind die Spuren, die er hinterlässt. Er selbst formuliert:
„Ich versuche in meinen Werken gewisse Stimmungen menschlicher Situationen darzustellen. Die Umgebung soll die Atmosphäre des Gesamtwerks bzw. den Ausdruck der Dargestellten unterstützen. Die Personen selbst sind meist in einer einfachen Haltung wiedergegeben. Trotzdem sorgt der Malprozess für eine Bildstimmung, in der eine andere Realität, eine verfremdete Realität spürbar wird. Das entnommene Motiv aus der Alltäglichkeit verwandelt sich zu einem Moment der Malerei.“ Wie auf einer Theaterbühne inszeniert Masoud Sadedin die dargestellten Personen, die weniger als Porträts denn als Haltunggebende zu verstehen sind. Seine Modelle, die er im ersten Schritt fotografiert und dann in Gemälde umsetzt, befassen sich oft mit Gegenständen wie Malutensilien, Zollstock oder einem Tuch. Sie sind in etwas vertieft, was der Betrachter kaum entschlüsseln kann.
Oder sie fixieren mit ihrem Blick etwas, das sich dem Betrachter nicht zeigt. Sie stehen oder sitzen dabei meist still, ihre sparsamen Handlungen dienen allein der (Selbst-/Beobachtung.
Neben dem Realismus, der seinen Arbeiten eigen ist, entwickelt Masoud Sadedin aber auch eine sehr prägnante Farbmalerei, die die Darstellung aus dem realen Bereich heraus zu reiner Malerei werden lässt. Hierin offenbaren sich seine sichtbare Lust an der Malerei, der lockere Pinselduktus und das ausgefeilte Spiel mit Valeurs. Die Konstruktionen von Räumen in seinen Gemälden geben den dargestellten Personen Struktur und Halt und stellen gleichzeitig die Sicherheit von Raum auch wieder in Frage.
Es sind Themen aus seiner eigenen Lebensgeschichte, die ihn beeinflussen. Masoud Sadedin mag keine Kunst, die andere belehrt oder – wie die politische Kunst – den Zeitgeist bedient. Für ihn ist Kunst das Mittel zum Begreifen und damit zeitlos.“