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Die Römische Wasserleitung bei Lüftelberg
Ungezählte Wasserleitungen sind im römischen Reich gebaut worden, solche, deren Erbauung sich Kaiser rühmten, und viele andere, von denen kein antiker Bericht meldet. Zu diesen zählen auch die Wasserleitungen für das römische Köln. Ihre Ruinen blieben wie die Aquädukte bis ins Mittelalter hinein bestehen, sind aber dann zur Gewinnung von Baumaterial abgebrochen worden. Auch der Aquädukt, der an Meckenheim und Lüftelberg entlang führte blieb nicht verschont. Seine Steine wurden beispielsweise zum Bau der Meckenheimer Pfarrkirche, der Burg Münchhausen aber auch der romanischen Kirche von Lüftelberg verwendet.
Vor etwa 2000 Jahren wurde die 100 Kilometer lange Wasserleitung, die Eifelwasser nach Köln brachte, gebaut. Eine solche Leitung war nötig geworden, da die Wasserversorgung aus Brunnen und Bächen, die aus Vorgebirgsquellen gespeist wurden, nicht mehr ausreichte. Die Römer stellten hohe Ansprüche an ihr Trinkwasser. Bereits der römische Architekt Vitruv nannte in seinem im 3. vorchristlichen Jahrhundert verfaßten Buch über Architektur bestimmte Pflanzen als Indikator für gutes Wasser. Außerdem empfahl er, sich die Menschen der Umgebung anzusehen, die immer aus den ausgesuchten Quellen trinken. Wenn sie gesund und kräftig sind und eine frische Gesichtsfarbe haben, könne man das Wasser unbedenklich gebrauchen. Offenbar fanden sie solches Wasser in der Eifel, das römische Ingenieure aus dem Raum Nettersheim bis nach Köln führten. Schwierig zu überwinden, waren die Ebene zwischen Euskirchen und Weilerswist sowie das Vorgebirge. In einem weiten Bogen wurde die Leitung daher östlich an Euskirchen über Rheinbach nach Meckenheim vorbeigeführt. Wenn eine Talaue zu überwinden war, wie es im Bereich der Swist zwischen Lüftelberg und Meckenheim der Fall war, bauten die Römer Aquädukte, über die das Wasser geleitet wurde.
Der Lüftelberger Aquädukt war nicht das einzige im Bereich der Eifelleitung. Auch bei Vussem im Kreis Euskirchen stand ein solcher. Vierzehn Pfeiler führten den Wasserkanal in einer Höhe von etwa 10 Meter oberirdisch von einer Talseite zur anderen. Dr. Wilhelm Piepers beschreibt den Lüftelberger Aquädukt folgendermaßen: Er "führte über das westliche Lößgebiet der Swist, das nur ein leichtes Gefälle nach Osten aufweist, und erreichte am Bach mit 10 Meter seine größte Höhe. Östlich der Swist steigt das Gelände zum sogenannten Vorgebirge oder zur Höhe des Kottenforstes steil an". Am östlichen Ufer erreichte die Leitung den oberen Rand des Swisttales. "Von hier ab führte sie als unterirdische Leitung in einem engen Bogen nach Norden und berührte des östlichen Ortsrand des heutigen Lüftelberg".
Das Wasser floß durch Rinnen und Rohre. Die Rinnen waren U-förmig bis halbrund. Als Material wurden Holz, Stein, Mauerwerk und Keramik verwandt. Für die hölzernen Rinnen wurden Baumstämme ausgehöhlt oder aus Planken zusammengesetzt. Die Nahtstellen der Stoßenden hat man dann mit einem aufgenagelten Bleiblech überdeckt und abgedichtet. Im Rheinland wurde für steinerne Rinnen meist der leicht zu bearbeitende Tuffstein benutzt, mit dem auch Leitungen mit einem größeren Querschnitt gebaut wurden. Die Stoßstellen der Steine dichtete man mit Ton ab. Die Rinne wurde meist mit rotem Ziegelsplittputz ausgekleidet und abgeglättet. Zum Schutz gegen Verschmutzung deckte man sie mit Holzplanken, Schiefer oder anderen Steinplatten ab. Holzrohre konnten bis zu 4 Meter lang sein; sie wurden axial aufgebohrt. Durch geschmiedete Eisenringe verband man die einzelnen Rohre miteinander. Die Rohre mussten tief in die Erde gelegt werden, um sie vor Frost zu schützen. Das übliche Material für die Rohrnetze römischer Städte war Blei, obwohl man wusste, dass das Material giftig war. Wenn die Leitung hartes Wasser führte, setzte dieses eine isolierende Kalkkruste an den Innenwänden ab.
Die Eifelleitung führte kalkhaltiges Wasser, das sich im Laufe der Zeit als Niederschlag aus kohlensaurem Kalk absetzte. Dieser Kalksinter ist hell- bis dunkelbraun, und er lässt sich leicht bearbeiten und gut polieren. Schneidet man ihn der Länge nach, sieht er aus wie hellbraun gemaserter Marmor. Er war leicht in größeren Stücken aus dem Kanal zu brechen. In romanischer Zeit war dieser Sinter sehr beliebt. In Kirchen verwendete man ihn für Säulchen, Basen und Kapitelle, Altar- und Grabplatten. In der Pfarrkirche von Münstereifel, aber auch in Remagen, Koblenz und Maria Laach, sogar bis nach Paderborn und Helmstedt findet sich der Kanalsinter der römischen Wasserleitungen.
Den Schutz der Leitungen vor Verschmutzung, mutwillige Beschädigung oder unerlaubtes Anzapfen regelten Gesetze. Auch zur Lüftelberger Leitung gehörte ein bis zu 5 Meter breiter Geländestreifen an jeder Seite, der durch Grenzsteine gekennzeichnet war. Sie standen sich paarweise gegenüber und waren nummeriert, dadurch ließen sich Schadstellen eindeutig lokalisieren. Bei einer Wasserhöhe von 40 Zentimetern errechneten Fachleute eine Tagesförderung von 30.000 Kubikmetern. Wenn man einen Verbrauch von 100 Liter täglich pro Kopf annimmt, konnte eine Stadt mit 300.000 Einwohnern versorgt werden. Die Abwässer des römischen Köln wurden in den Rhein geleitet.
S. Julius Frontinus, der um 100 nach Christus Wasserwerksdirektor von Rom war, äußerte sich über die Aquädukte und Wasserleitungen im römischen Reich: "Mit dieser Reihe unentbehrlicher Bauwerke, die so große Mengen Wasser führen, vergleiche, wenn du Lust hast, die unnützen Pyramiden oder die unbrauchbaren Werke der Griechen, so herrlich sie auch sind".